Umwege und Thai-Bay-Küche

Um halb neun aus den Federn. Die Nacht war schlecht: Gertrud hatte Knieschmerzen vom Radfahren, ich Schmerzen und Spastik durchgehend. Duschen und Frühstücken. Die Behinderten-Freundlichkeit am Platz ist leider nicht überzeugend. Die Schotterwege sind eine Qual mit dem Rollstuhl, genauso wie die steile Bohlenrampe zum Waschhaus, wobei natürlich die momentane Schmerzsituation, das Ganze noch verschlimmert. Im Bad ist die Handbrause abmontiert, es gibt keinen Notruf und die Türe wird von innen verschlossen und verriegelt. Im Notfall müssen sie die Türe eintreten :-( A propos Treten: Gertrud hat darauf heute gar keine Lust. Ich dagegen habe keine Lust auf Essengehen. Dabei war die „legendäre Thai-Bay-Küche“ im Restaurant mit ein Grund, hierherzukommen. Also überlasse ich Gertrud den Restaurant-Test, schwinge mich aufs Bike (oder lasse mich reinplumpsen) und düse los auf den Radweg Richtung Miltach. Die Ausschilderung in Viechtach ist katastrophal, dazu eine Menge Baustellen mit Umleitungen und Sperrungen, aber dank meines Oregon (und überragenden Intellekts) finde ich nach einigen Irrungen den Weg wieder. Belohnt wird meine Ausdauer mit einer sehr schönen Fahrt auf festem Waldweg, teils durch tiefen Wald mit schönen Ausblicken. Die Sperren an Wegkreuzungen sind angenehm großzügig, so dass hier kein Streß aufkommt. Bei Pulling (3-4 km vor Miltach) steht ein Warnschild, das auf 20 % Gefälle hinweist und Radfahrer dringend auffordert, abzusteigen. Die Situation ist nicht einzusehen, und da ich hier mutterseelenalleine bin, verzichte ich auf diesen Nervenkitzel und mache mich auf den Rückweg. Mittlerweile ist Mittagszeit und ich versuche ein paar mal, Gertrud anzurufen, kriege aber kein Netz. In Viechtach dann das gleiche Spiel mit Beschilderung / Baustelle am Bahnhof, aber dank der Aufmunterung durch Bauarbeiter und einen Passanten („da durch und dann da rauf – du schaffst das! ) kann auch dieses Hindernis überwunden werden. Am Campingplatz begrüßt mich eine mit Thai-Curry abgefüllte Gertrud. Ich esse und trinke und raste bis zur Kaffezeit. Spastik / Schmerzen nehmen gewaltig zu: Einschmieren, Dehnen, Massieren! Nach dem Abendessen greife ich als letzten Ausweg zum AK47. Die Dosis ist wohl zu hoch, jedenfalls bin ich absolut prall. Unter großen Mühen erreiche ich das Bett im Camper. Absolut stoned, aber nahezu schmerzfrei bis 2 Uhr morgens. Dann so lala bis 8 Uhr.