Stadtführung Prag

Wir waren gewarnt: Prag mit dem manuellen Rollstuhl ist fast nicht machbar! Zum Glück gibt es Lea Skanderova mit ihrem breiten Serviceangebot Accessible Prague , Scootable Prague und Touchable Prague für Schwachsichtige/Blinde. Da auch Gertrud zur Zeit Probleme mit der Achillessehne hat, haben wir uns für eine Stadtführung per Elektroscooter mit eigenem Fremdenführer entschieden. Und um es vorwegzunehmen, wir haben es nicht bereut. Lida, unsere Führerin war ausgesprochen nett, ging auf unsere speziellen Wünsche ein, kannte jeden Bordstein mit Vornamen und wusste zu allen Sehenswürdigkeiten Dinge, die nicht im Reiseführer stehen. Der Wettergott meinte es gut mit uns: es blieb den ganzen Tag trocken. Um 9:30 Uhr sollte unsere Tour am Hotel Yasmin beginnen. Wir machten uns nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet auf den 1,7 km langen Weg in die Innenstadt, was kein Problem war, da es meist leicht bergab ging. Lediglich die Bordsteinabsenkungen waren sehr abenteuerlich. Das Yasmin liegt in der Nähe des Wenzelsplatzes. Wir waren etwas früh dran, mußten aber nicht lange auf unseren Guide Lida warten. Eine kurze Einweisung und los! Auf direktem Weg ging es zur Altstadt, die wir durch das Pulvertor betraten (bzw. berollten). Weiter am Haus der schwarzen Madonna (Kubista, Orientcafe) vorbei, zwischen Ständetheater und Karolinum durch zum Altstädter Ring. Hier war der avisierte Weihnachtsmarkt, der aber nichts Interessantes bot, und eine Menschentraube vor der astronomischen Uhr am Altstädter Rathaus. Lida wusste viel zu erzählen über die Nikolauskirche, Palais Kinsky, das Haus zur steinernen Glocke und die Teynkirche. Weiter führte der Weg Richtung Moldau über die Kreuzherrengasse zum Altstädter Brückenturm und über die Karlsbrücke zur Kleinseite. In diesem malerischen, verwinkelten Stadtteil besuchten wir die Basilika St. Maria unter der Kette und die John Lennon Wall, bevor wir ein halbes Stündchen Pause im schönen, weitläufigen Vojan Park, dem ältesten in Prag, machten. Wir unterhielten uns über verschiedene Weihnachtsbräuche und -essen, aber viel Neues gab es diesbezüglich nicht zu lernen. Dann führte unser Weg zurück über die Manes Brücke zum Altstädter Ring und Wenzelsplatz zum Hotel Yasmin, wo es einen herzlichen Abschied und viele Tips gab. Wir waren sehr hungrig und bezwangen eine Riesenportion Prager Schinken, im Ganzen über Holzkohle gegrillt, auf dem Weihnachtsmarkt am Wenzelsplatz. Die Fortbewegung im eigenen Rollstuhl war eine Tortour und so ließen wir weitere Ziele (Schokoladenhaus etc.) sausen und machten uns auf den anstrengenden Heimweg, stetig bergauf, sodass Gertrud einige Male schieben mußte und wir demzufolge ziemlich erschöpft gegen halb vier unser Hotel erreichten. Wir tranken Kaffee und ruhten ausgiebig aus. Das Abendessen fiel dank der opulenten Schinkenmahlzeit aus. Wir schmiedeten noch Pläne für morgen und gingen zu Bett.